Ziel und Zweck des Vereins Elbfähre Greenferry e.V.

 Warum wir uns engagieren:

 

Kurzer Blick in das Jahr 2021

Die Elbferry GmbH hatte am 1.März 2021 den Betrieb aufgenommen – freudig begrüßt von zahlreichen Politikerinnen aller Parteien, die allesamt versicherten, wie wichtig diese Verbindung sei und wie froh man sei, dass es wieder ein Unternehmen gibt, das diesen Schritt wagt. In der Vergangenheit gab es bereits einige Versuche für eine Fährverbindung zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel, die aber alle aus unterschiedlichen Gründen den Betrieb wieder einstellten. Umso hoffnungsvoller richteten sich viele Erwartungen auf die „Greenferry“, ein modernes und umweltfreundliches, LNG-betriebenes Schiff, welches außerdem Platz für 150 - 200 PKW und Wohnmobile oder 30 LKW und ca. 100 PKW sowie für etliche Fahrräder und insgesamt 600 Personen bietet.

Wegen des durch Corona bedingten allgemeinen Lockdowns im Frühjahr 2021 gestaltete sich der Start etwas holprig, aber im Sommer und Herbst war die Fähre meist so gut ausgelastet, dass man gut daran tat, sein Ticket vorab zu buchen.

Allerdings stiegen die Preise für das LNG während des Jahres ca. um das Fünffache an, so dass die GmbH in den schwächeren Wintermonaten diese Verluste nicht mehr ausgleichen konnte. Und nachdem auch noch die beantragte Corona-Hilfe abgelehnt wurde, musste sie im Dezember Insolvenz anmelden.

 

Die notwendige Reaktivierung

Die Fährverbindung Cuxhaven - Brunsbüttel wird als Alternative für die Relation Cuxhaven - Brunsbüttel, Niedersachsen - Schleswig-Holstein und BeNeLux - Skandinavien dringender denn je benötigt: 

-  Von Hamburg bis zur Elbmündung bei Cuxhaven gibt es nur auf Hamburger Stadtgebiet und zwischen Wischhafen / Glückstadt Möglichkeiten, die Elbe zu überqueren. Diese Verbindungen reichen nicht aus:

>  Die Straßeninfrastruktur im und um den Knoten Hamburg ist chronisch überlastet und dauerhaft von Baustellen betroffen. Der Elbtunnel im Verlauf der A7, die Köhlbrandbrücke und die Elbbrücken im Verlauf der A1 sind dauerhaft Gegenstand von Staumeldungen. Eine Besserung der Situation ist nicht in Sicht, da die Verkehrszahlen im Ballungsraum Hamburg weiter ansteigen.

> Die Elbefähre Wischhafen-Glückstadt ist wichtig für den regionalen Verkehr zwischen Cuxland / Kehdingen und Steinburg / Pinneberg / Stormarn, benötigt jedoch unbedingt eine Ergänzung besonders für den überregionalen Verkehr. Die B495, welche im Verlauf der Fähre Glückstadt-Wischhafen liegt, hat keine unmittelbare überregionale Anbindung. Während man von Cuxhaven in 20 min Bremerhaven auf der A27 erreicht, fährt man von Wischhafen 1h.  Der Ausbauzustand B495 ist völlig ungenügend, die Strecke ist von Untergrundschäden gezeichnet, die Geschwindigkeit ist daher großflächig beschränkt, z.T. auf 50 km/h. Auch wenn die Fährkapazität zwischen Glückstadt und Wischhafen um das sechsfache erhöht wird, kann die Infrastruktur der B495 überhaupt keinen zusätzlichen Verkehr aufnehmen, schon gar keinen Schwerlastverkehr. Daran ändert auch der Ausbau der Anleger nichts. Inzwischen sind Wartezeiten von mindestens einer Stunde an der Tagesordnung. Täglich !

- Die Fähre Cuxhaven - Brunsbüttel ist die direkte Verbindung für den Fernverkehr BeNeLux - Skandinavien. Auf der Route Ruhrgebiet - A1 - A7 - Flensburg werden bei Fahrt über Cuxhaven - Brunsbüttel 42km eingespart. Auf der für den Transitverkehr wohl noch wichtigeren Route direkt von Groningen - A28 - A27 - Flensburg liegt die Einsparung sogar bei 108km. Wenn man das tägliche Verkehrsaufkommen auf diesen Routen betrachtet, so bekommt die mögliche Einsparung von CO2 ein ganz anderes Gewicht.

- Beiderseits der Elbe ist Gewerbe und Industrie angesiedelt, welche ohne die zusätzliche Elbquerung Standortnachteile erleidet. Investitionen in den Regionen sind gefährdet. Die Häfen Cuxhaven und Bremerhaven sind für Schleswig-Holstein und Dänemark faktisch nicht erreichbar.
In Heide entsteht das Nortvolt-Werk mit bis zu 3000 neuen Arbeitsplätzen, welches pro Jahr Batteriezellen für rund eine Million Elektrofahreuge liefern soll. Neue Warenströme werden in Richtung Niedersachsen entstehen. In Brunsbüttel entsteht ebenfalls weiteres Gewerbe und Industrie, wie z.B. das LNG-Terminal.

- Die touristische Entwicklung beider Regionen leidet aufgrund der fehlenden Verbindung. Alle bisherigen Fähr-Verbindungen haben einen großen Anteil an der Belebung des Tourismus in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zur Folge gehabt.

- Anbindung und Infrastruktur der Elbefähre Cuxhaven - Brunsbüttel ist weiterhin in optimalem Umfang vorhanden. Die A27 ab Cuxhaven bietet alle Möglichkeiten für Regional- und Fernverkehr in jede Richtung. Ab Brunsbüttel bieten B5 und A23 alle Anbindungsmöglichkeiten in Richtung Sylt, Flensburg / Dänemark, Kiel und Lübeck. Die Anleger sind vorhanden und funktionstüchtig. 

- Die Politik betont die dringende Erfordernis der Fertigstellung der A20, also die Notwendigkeit, Niedersachsen und Schleswig-Holstein nördlich von Hamburg leistungsfähig zu verbinden. Jedoch kann aktuell kein Polkitiker, verbindlich oder glaubhaft, weder einen Baubeginn noch einen Fertigstellungstermin prognostizieren. Die Elbefähre Cuxhaven - Brunsbüttel, die genau hierfür sofort die Funktion übernehmen kann, wird aber angeblich nicht benötigt, sei nur auf betriebswirtschaftlicher Basis zu betreiben. Diese Haltung der Politik ist völlig unschlüssig und zeugt nicht davon, dass man die Verkehrsituation begriffen hat. Es wird beiderseits der Elbe nicht möglich sein, den aktuellen Zustand ohne leistungsfähige Querungsmöglichkeit länger hinzunehmen. Der Schaden für die Region ist heute schon immens.

- Die Verbindung hat ihre Leistungsfähigkeit bereits bewiesen, scheiterte bisher auch an der mangelnden Einbindung in die Straßeninfrastruktur (vgl. Fähre Wischhafen - Glückstadt, welche Teil der B495 ist und somit auch die entsprechende Kennzeichnung und Beschilderung im Straßenverkehr hat). Auch war besonders das zuletzt eingesetzte Schiff vom Typ LMG 212-DEG hinsichtlich Geschwindigkeit, Größe und Emmision maßgeschneidert auf der Verbindung. Die notwendige Anlaufphase mit Amortisationszeit wurde immer wieder betont. Die Entscheidung der Politik, der Elbferry die Corona-Hilfen zu verweigern, war an Fehleinschätzung nicht zu übertreffen.

- Die oft in den Raum gestellte Anforderung an die Verbindung Cuxhaven - Brunsbüttel, dass diese Fähre allein betriebswirtschaftlich betrieben werden muss, entpuppt sich als realitätsferne deutsche politische Haltung. Auch wenn die Verbindung grundsätzlich rentabel betrieben werden kann, was die Verkehrszahlen des Sommers 2021 bewiesen haben, so haben Fähren dieses Typs auch auf deren Vorgängerstrecken (Norwegen, Teil der Fernstraßenverbindung E39 zwischen Stavanger und Bergen) immer die Funktion staatlich organisierter Infrastruktur erfüllt. Diese Fährverbindungen wurden staatlich ausgeschrieben, der Staat hatte das Interesse an dieser Infrastruktur.

In Nordeutschland gibt es im Gegensatz dazu diese notwendige Infrastruktur nicht, die Politik scheint aber nicht zu bemerken, welche Auswirkungen täglich beiderseits der Elbe zu spüren sind, obwohl die Verkehrsmeldungen täglich wiederkehrend diese Hinweise geben.